1724 | Erste Erwähnung
Lageplan und Kataster der Stadt Neu-Angermünde aus dem Jahr 1724:
- 1724: Das Grundstück „Zum Hohen Steinweg“ ist unter lfd. Nr. 298 aufgeführt. Als Bauherr ist der Schneidermeister Daviedt Zuckermann eingetragen.
- 1765 geht das Haus in den Besitz der Schneiderei Friedrich Schultze über.
- 1768 wird Braumeister Johann Gottlieb Kauffmann neuer Eigentümer.
Viel Spaß beim Lesen – und meinem „alten Haus“: Alles Gute zum 300. Geburtstag!
1876 | Unterkellerung
Am 20. April 1876 erwirbt der Angermünder Kaufmann Wienke das Grundstück.
Er beantragt eine nachträgliche Unterkellerung des Wohnhauses. Der Kellereingang wird von der Nordseite aus (damaliger Paradeplatz) eingerichtet. Fertigstellung ist 1879.
1899 | Ausbau des Einkaufsladens
Neuer Eigentümer wird Ende des 19. Jahrhunderts der Geschäftsmann Ed. Gallnow. Am 26. Mai 1899 stellt er den Antrag auf Einbau einer Ladentür und zweier Schaufenster. Drei Wochen später vermerkt die zuständige Polizeiverwaltung: „Der Bau ist fertig.“
Ladentür und Schaufenster prägen die Außenansicht des Hauses für die nächsten hundert Jahre bis zur Kernsanierung 2006.
Ab 1900 | Kolonialwarenhandel
Kurz nach der Jahrhundertwende übernimmt der Angermünder Kaufmann Otto Völker das Wohn- und Geschäftshaus am Hohen Steinweg 4. Er eröffnet einen Kolonialwarenladen, in dem auch Drogerieartikel und Farben verkauft werden.
Völker ist für verschiedene Modernisierungen verantwortlich. 1902 erhält das Grundstück eine überdachte Toilette im hinteren Hofbereich. 1909 wird die Schornsteinanlage erneuert.
1979| Eindrücke aus der DDR
Ende der 1970er Jahre erfolgt im Zuge des geplanten Stadtumbaus eine Bestandsaufnahme der Angermünder Innenstadt. Der Hohe Steinweg trägt in dieser Zeit den Namen „Ernst-Thälmann-Straße“. Im notdürftig instandgehaltenen Eckhaus Nr. 4 ist zeitweilig eine Textilreinigung untergebracht. Auch die Gebäude in unmittelbarer Umgebung versprühen wenig Charme – alles ist grau in grau.
1991| Bestandsaufnahme
Kurz nach der Wiedervereinigung kommt es in Angermünde zu einer umfassenden Inventur des Gebäudebestandes in der Altstadt. Auch der marode Bauzustand der Ernst-Thälmann-Straße 4 wird dokumentiert.
Die Straße erhält wenig später ihre ursprüngliche Bezeichnung „Hoher Steinweg“ wieder. Der aus dem Mittelalter stammende Name geht auf die eingelassenen breiten Steine zurück, auf denen man sich fortbewegen konnte, ohne im Straßenschlamm zu versinken.
2006| Kernsanierung
Nach jahrelangem Leerstand kaufen die Eheleute Stien und Thomas Lausch das inzwischen völlig verfallene Haus am Hohen Steinweg 4 und bewahren es vor dem Abriss. Mit Unterstützung der Städtebauförderung des Landes Brandenburg sanieren sie das Objekt von Grund auf und bauen es zu einem Wohnhaus um. Die Planung übernimmt das Ingenieurbüro Hähnel aus Gramzow.
Die Kernsanierung ist Ende 2006 abgeschlossen. Das Gebäude ist nun als Einzeldenkmal im historischen Stadtkern von Angermünde ausgewiesen.
2021| 300-Jahrfeier und „Rotes Schild“
Im Januar 2020 werde ich neuer Eigentümer des Hauses. Mich interessieren das genaue Alter und die Geschichte des Objekts. Mit Unterstützung des Angermünder Vereins für Heimatkunde gebe ich eine dendrochronologische Untersuchung in Auftrag. Eckhard Walther vom Heimatverein bohrt dazu einen alten Balken des Dachstuhls an. Mit der Holzprobe kann das Baujahr des Hauses genau bestimmt werden: 1721.
Zum 300. Geburtstag des Hauses wird ein „Rotes Schild“ angefertigt. Für den Text recherchiert Ute Heese im Angermünder Stadtarchiv. Gemeinsam bringen wir am 20. April 2021 die Emailletafel an der Hauswand an.

Über mich
Matthias Krüger
Geboren in Schwedt/Oder und aufgewachsen in Angermünde. Zunächst Mieter und seit Anfang 2020 Eigentümer des Hauses Hoher Steinweg 4. Beruflich mittlerweile in Norddeutschland unterwegs, der Heimat jedoch immer treu geblieben.